Die, die keine Fährverbindung zwischen Mühlheim und Maintal wollen, argumentieren so:
- der Betrieb einer Fähre kostet Geld!
 - die Stadt Mühlheim steht in finanziell extrem schwierigen Zeiten!
 - Fußgänger und Radfahrer können kostenlos über das Wehr bei Dietesheim auf die andere Seite kommen, braucht halt Zeit und die Treppe der Schleuse….
 - Autofahrer haben ohnehin Benzin im Tank und sind es gewohnt, über Hanau oder Offenbach auf die andere Seite zu kommen.
 - Für möglicherweise fehlende Brückenkapazitäten und lange Umwegzeiten ist nicht die Stadt Mühlheim verantwortlich.
 - Und: Der Wunsch aus der Bevölkerung für eine Fähre ist zwar nostalgisch verständlich, aber wirtschaftlich irrational.
 
Aber: Es gibt Fachleute, die sich komplexen Verkehrsaufgaben professionell zuwenden. Und die haben sich jetzt im Auftrag der Städte Mühlheim und Maintal mit dem Thema Fähre befasst. In diesem Fall war es eines der renommiertesten Planungsbüros im Bereich Verkehr in Südhessen, gegründet von den Verkehrs-Professoren Klaus Habermehl und Jürgen Follmann.
Es war im Übrigen jener Professor Jürgen Follmann, der durch eine Studienarbeit an der Hochschule Darmstadt 2017 sämtliche Pendlerströme auf unserer Fähre untersuchen ließ und eine Befragung der Fahrgäste vorgenommen hat, um die Ziel- und Quellverkehre identifizieren zu können.
Was wurde jetzt untersucht?
- Ist ein Fährbetrieb volkswirtschaftlich genauso sinnvoll wie eine Straße, eine Brücke, ein Radweg oder ein Bus? Und wenn ja,
 - Welche betriebswirtschaftlichen Kosten fallen durch eine Fähre jährlich an?
 
Jede Straße, jeder Radweg, jede Brücke, jeder Bus und jede Fahrt des Hoppers in Mühlheim kosten Geld und werden aus Steuermitteln finanziert. Und ausgerechnet eine Fähre soll sich aus Fahrgeldeinnahmen selbst finanzieren? Daher müssen die verschiedenen Verkehrsmaßnahmen zueinander in Relation gesetzt werden.
Diese Frage beantwortet das Gutachten klar. Wenn man die Prüfungskriterien für andere Verkehrsvorhaben 1:1 auf den Fährbetrieb überträgt, dann ergeben sich große gesellschaftliche Vorteile. Das sind im Wesentlichen die ersparten Umwege für Autofahrer, die mit Benzinverbrauch, Zeit und Fahrzeugkosten verbunden sind. Dabei sind die ersparten Kosten derer, die mit einer Fähre auf das Auto verzichten könnten, um nach Maintal zu kommen im Gutachten noch gar nicht mit eingerechnet.
Wie groß ist der volkswirtschaftliche Nutzen? Die Antwort der Fachleute, die solche Projekte regelmäßig nach den bundesweit gelten standardisierten Verfahren berechnen lautet: Die wenigsten Brückenbauten, Straßenbahnen oder Autobahnverbreiterungen erreichen einen derart hohen Kosten-Nutzen-Faktor wie die Fähre.
Der Betrieb einer Fähre hat also nichts mit Nostalgie zu tun. Er wird knallhart mit anderen Verkehrsprojekten verglichen. Und die Fähre besteht den Vergleich mit Bravour.
Offen bleibt die Frage, ob wir uns als Stadt eine Beteiligung an den Kosten angesichts der Haushaltssituation leisten können.
Denn jetzt kommt es darauf an wer mitfinanziert. Vorstandssprecher Martin Wannagat erläutert: „Es muss in nächsten Schritt geklärt werden, ob sich das Land Hessen, der RMV, die Stadt Maintal, die Landkreise Offenbach und Main-Kinzig an einem Fähr-Projekt beteiligen und in welcher Form und welche rechtliche Struktur für den Betrieb einer Fähre unter Einbeziehung aller Beteiligten die sinnvollste und wirtschaftlichste ist. Daraus ergibt sich dann, welche Kosten mit der Fähre tatsächlich auf Mühlheim zukommen werden.“
Mit dem Gutachten wurde die Betrachtung der Fähre aus dem Bereich der Spekulation herausgeholt.

						
Artikel kommentieren